Aktuelle Nachrichten

11.02.2016

Weil jede Minute zählt

Wenn Menschen in Not sind, muss es schnell gehen. Zum heutigen Europäischen Tag des Notrufs erklärt Chefarzt Dr. Georg Fritz, was in einem Notfall zu tun ist und warum helfen sich trotz Ängsten lohnt.
Immanuel Diakonie - Nachricht - Europäischer Tag des Notrufs- Interview mit Dr. med. Georg Fritz

Wenn es lebensgefährlich wird, wählen wir die 112.

Dr. med. Georg Fritz ist Chefarzt der Abteilung Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie im Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg. Neben der Intensivmedizin und Schmerztherapie führt er die Zusatzbezeichnung Rettungsmedizin, eine durch die Ärztekammer erteilte Fachkunde, die ihn im Land Brandenburg für die notärztliche Versorgung Betroffener qualifiziert.

Aufgrund der im Datum enthaltenen Notrufnummer (11.2.) wurde der 11. Februar zum jährlichen Europäischen Tag des Notrufs erklärt. Zu diesem Anlass erläutert Dr. med. Georg Fritz, was in einem Notfall zu tun ist – auch wenn die Hemmschwelle in einer solchen Situation groß sein kann.

Wann muss die 112 gewählt werden?

In allen Situationen, in denen die Feuerwehr, die Polizei oder schnelle medizinische Hilfe benötigt wird, wählt man die 112. Wenn es brennt, wenn man die Polizei benötigt, wenn ein Krankenwagen oder gar der Notarzt kommen muss, ist die 112 die richtige Telefonnummer.

Gilt diese Nummer auch im Ausland?

Die Notrufnummer 112 gilt in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, aber auch in anderen Ländern wie in Russland, in der Schweiz und in der Türkei. Sogar in Kanada und den USA kann man die 112 wählen, wobei dann der Notruf auf die nationale Notrufnummer 911 weitergeleitet wird.

Was ist für die Leitstelle wichtig zu wissen?

Die Leitstelle, bei der der Notruf eingeht, stellt dem Anrufer alle Fragen, die erforderlich sind, um den Notfall zu klären. Sie gibt dem Anrufer erste Tipps und entscheidet, ob die Polizei, die Feuerwehr, der Notarzt oder gar alle drei kommen müssen. Ein speziell geschulter Leitstellen-Disponent leitet den Anrufer durch das Gespräch. Er stellt all die Fragen, die wichtig sind, um zu klären, was zu tun ist. Die bekannten fünf lebensrettenden W eines Notrufes:
Wer ruft an?
Wo ist der Notfall?
Was ist geschehen?
Wie viele Erkrankte oder Verletzte?
Warten auf Rückfrage
muss man sich nicht mehr merken.

Was kann ich tun, damit keine Panik entsteht?

Beantworten Sie alle Fragen des Leitstellen-Disponenten kurz und präzise, auch wenn er eine Frage stellt, die Ihnen vielleicht etwas komisch vorkommt. Damit der Disponent richtige und schnelle Entscheidungen treffen kann, sind alle Fragen und Ihre Antworten wichtig. Der Leitstellen-Disponent wird Sie beruhigen und Sie anleiten, das Richtige zu tun.

Was kann ich selbst vor Ort in einem Notfall tun?

Nachdem sie sich entschieden haben die 112 anzurufen, wird Ihnen der Leitstellen-Disponent klare Anweisungen geben, was zu tun ist. Das geht vom Sichern einer Unfallstelle bis hin zur Anleitung von Wiederbelebungsmaßnahmen.

Aus Angst vor der Situation oder der Befürchtung, etwas falsch zu machen, kann es Überwindung kosten zu helfen. Was ist für die erste Hilfe vor Ort wichtig zu wissen?

Menschen, die ihn Not geraten, z.B. bei einem Unfall oder durch eine plötzliche Erkrankung, werden nicht gefährdet durch „falsche“ Hilfsmaßnahmen, sondern dadurch, dass sich niemand traut zu helfen. Zunächst verschafft man sich einen Überblick, soweit das möglich ist, dann ruft man die 112. Die 112 darf auch angerufen werden, wenn man sich nicht hundertprozentig sicher ist, ob tatsächlich ein Notfall vorliegt.

Warum ist es Ihnen persönlich wichtig, das Erste Hilfe Verhalten mehr in die Öffentlichkeit zu bringen?

Gerade in Bezug auf die sogenannte „Laien-Reanimation“ wissen wir, dass einfache und von jedem durchzuführende Maßnahmen schwere bleibende gesundheitliche Schäden verhindern und dass dadurch sogar Menschenleben gerettet werden können. Eine Mund-zu-Mund-Beatmung, die für viele Menschen eine hohe Hemmschwelle bedeutete, ist nicht mehr erforderlich. Es genügt eine Herzmassage mit etwa 100 Senkungen pro Minute.
Wird ein Mensch, der z.B. im Rahmen eines Herzinfarktes einen Kreislaufstillstand erleidet, unverzüglich auf diese Weise reanimiert, hat er eine dreifach höhere Chance zu überleben, als wenn man warten würde, bis der Krankenwagen da ist. Und bis der Notarzt tatsächlich eintrifft, wird der Anrufer über die 112 Schritt für Schritt angeleitet und begleitet. Erste Hilfe verhindert gesundheitliche Folgeschäden. Erste Hilfe rettet Menschenleben. Zu helfen gibt einem ein gutes Gefühl – und dafür muss man nicht Arzt oder Rettungssanitäter sein.

Mehr Informationen wie Sie richtig reanimieren, finden Sie auf der Website von www.einlebenretten.de

Auf Youtube finden Sie eine Anleitung mit Kaya Yanar

 
 
 
Alle Informationen zum Thema

Immanuel Diakonie Südthüringen

  • Das Immanuel Therapiezentrum Röthof gehört zum größeren Verbund der Immanuel Diakonie Südthüringen.
    Mehr Informationen

Direkt-Links