Honig-Werk
Die Bewohnerinnen und Bewohner auf Gut Röthof imkern, kümmern sich um die Insekten und verarbeiten den Honig.
Behutsam öffnen die Männer die Bienenstöcke auf dem Röthof und beobachten die Insekten. „Ich hatte schon in meiner Kindheit mit Bienen zu tun. Sie haben mich schon immer fasziniert“, sagt einer der drei. Der 44-Jährige, der sich die Schutzkleidung übergezogen hat, ist Bewohner des Immanuel Therapiezentrums Röthof für Menschen mit Suchterkrankungen und zeigt sich für das Bewohnerprojekt Honig-Werk mitverantwortlich. „Er strahlt Ruhe aus und arbeitet konzentriert. Damit ist er genau der richtige Mann für das Imkern“, lobt der zweite im Bunde.
Es ist Steffen Ilgen, der den Bewohnern als Imkerpate zur Seite steht. Er arbeitet seit über 30 Jahren mit Bienen und hat einen Teil seines Bestands auf dem Röthof stehen. „Dass ich mit der Arbeit jetzt auch noch Menschen helfen kann, ist ein großer Anreiz für mich“, sagt er über die Kooperation. Der Mann aus Asbach gibt sein langjähriges Wissen an die Bewohner des Röthofs weiter. Er erklärt ihnen den richtigen Umgang mit den Insekten und erläutert die Arbeitsschritte für die Weiterverarbeitung des Honigs, wie die Entnahme aus den Waben, das Schleudern und das Abfüllen. Aufgaben gibt es das ganze Jahr. Im Winter schmilzt das Team zum Beispiel das Wachs ein oder baut neue Beuten, wie die Behausungen der Bienen genannt werden. Stück für Stück sollen die Bewohner die Verantwortung für die insgesamt vier Bienenstöcke übernehmen.
Geschätzt 200.000 Bienen – 50.000 Bienen pro Stock – surren über das Gelände des Röthofs und bringen den gesammelten Nektar und Pollen in die Stöcke. „Ein Bienenvolk ist ein kleines, in sich funktionierendes System, in dem jede Biene ihre ganz spezielle Aufgabe hat. Genauso ist es auf dem Röthof auch: Jeder hilft, wo er kann. Jeder trägt mit seiner Arbeit zur Gemeinschaft bei“, vergleicht Diana Wolff, Leiterin des Immanuel Therapiezentrums Röthof.
Das alte Bauerngut, auf dem das Immanuel Therapiezentrum Röthof liegt, ist ein 52 Hektar große ökologische Landwirtschaft. Es wird ohne den Einsatz von Pestiziden bewirtschaftet und dient der Futtergewinnung für die Tiere. Den Insekten bietet es mit einem natürlichen Pflanzenbestand einen Rückzugsort. „Das Honig-Werk ist unser Beitrag gegen das weltweite Bienensterben“, sagt Diana Wolff.
Um das Imkern kontinuierlich weiterbetreiben zu können, musste die dafür notwendige, aber nicht billige Ausstattung angeschafft werden und sind Reparaturen und Pflege notwendig. Hierfür bauen die Bewohner, insbesondere die Mitarbeitenden des Holz-Werks, eigene Beuten und Rahmen für die Waben.